Gustav Meyrink

 
Die Pflanzen des Dr. Cinderella

Seit dem Tage, da der Ägyptologe die kleine, schwarze Bronze aus dem Thebener Wüstensand scharrte, hat sich sein Leben verändert. Er hatte die Botschaft der Statuette erkannt: "Nachahmen !" Eine teuflische Hand schiebt von nun an Schreckensbilder in seinen Lebensweg und erzeugt eine neue, unbekannte Art Wahnsinn, die Wahrnehmungen auftreten lässt, die er anfangs für Sinnestäuschungen hält. Doch dann diese Nacht in der Thunschen Gasse, in jenem verlassenen, schmalen Haus: Die Treppe, die es ihn hinunterzog, wie von magischer Hand ... eine Berührung mit einem leblosen Wesen. Pflanzen an feuchten Wänden, blutwarm, aus pulsierenden Adern geflochten, mit glotzenden Augen in allen Farben. Wer mochte der teuflische Gärtner sein, der diese grauenhafte Zucht angelegt?!Auf dem Tisch findet der Ägyptologe einen rauen, schuppigen Gegenstand ... Voller Grauen will er dem Keller entrinnen - da berührt er bei seiner Flucht das leblose Wesen auf der Treppe. Im Schein einer Öllampe erkennt er einen Menschen in der Haltung der ägyptischen Statue: aus den verrenkten Händen - die Nägel ausgerissen, kleine Messerschnitte an Brust und Schläfen ... Der von der Wand rutschende Mantel im Polizeirevier nimmt plötzlich die Haltung der kleinen, schwarzen Bronze ein ... nachahmen ... ?
Autor: Gustav Meyrink,
Vorgelesen von: Max Goelz,
Produktion: Maritim-Verlag,
Erschienen: März 2007,
Laufzeit: ca. 26 min.
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